Als Nintendo am 28. September 1990 den Game Boy nach Europa brachte, begann eine neue Ära: Zum ersten Mal konnten wir eine ganze Spielebibliothek in die Hosentasche stecken. Heute feiern wir das 35-jährige Jubiläum dieses kleinen grauen Handhelds – zumindest aus europäischer Sicht.
Mobiles Spielen war allerdings keine Erfindung der 90er. Schon in den 80er Jahren gab es digitale Uhren mit kleinen Spielen, manchmal sogar als verstecktes Easter Egg. Nintendo brachte ab 1980 die Game & Watch-Reihe auf den Markt, bei der jedes Gerät ein einzelnes Spiel bot, und Hersteller wie Tiger Electronics versorgten den Markt mit Einweg-Handhelds für je ein Spiel. Doch all diese Ansätze blieben begrenzt.
Der Game Boy veränderte die Welt des mobilen Spielens, weil er ein echtes System mit einer Spielebibliothek darstellte. Statt für jedes Spiel ein eigenes Gerät kaufen zu müssen, ließ sich nun einfach ein Modul wechseln. Wer im Bus Tetris spielte, konnte zu Hause Super Mario Land einlegen – der Handheld war damit mehr als eine Spielerei, er wurde zu einer Plattform.
Der Erfolg des Game Boys und seiner Nachfolger erklärt sich durch ein einfaches menschliches Bedürfnis. Wir wollen spielen, wenn es uns gerade passt, wir wollen Zeit überbrücken, ob auf Reisen, in Wartezimmern oder zwischendurch, und wir wollen unabhängig sein von einem Fernseher oder PC. Das Spiel in der Tasche war immer da, jederzeit verfügbar. Dieses Prinzip hat sich später auch im Smartphone fortgesetzt, das sich zur größten Spieleplattform der Welt entwickelte.
Mit der Nintendo Switch hat Nintendo diesen Gedanken modern interpretiert. Sie vereint Heimkonsole und Handheld, bietet zu Hause und unterwegs dieselbe Erfahrung und zeigt, dass die Faszination von Mobilität nicht nachgelassen hat.
Doch genau hier zeigt sich auch, warum sich Virtual-Reality-Brillen bis heute noch nicht im Alltag durchgesetzt haben, obwohl es längst mobile Modelle gibt. Niemand würde sich im Wartezimmer eine klobige VR-Brille aufsetzen, um zu spielen – zu sehr fällt man auf, zu groß ist die Hemmschwelle, zu präsent die eigene Unsicherheit, wie man damit auf andere wirkt. Mobilität allein reicht eben nicht, wenn der soziale Kontext dagegensteht.
Die spannende Frage ist, ob smarte Brillen diesen Knoten lösen können. Anders als VR-Headsets wirken sie eher wie eine normale Brille. Wenn solche Geräte virtuelle Displays unauffällig ins Sichtfeld einblenden, könnten sie das mobile Spielen völlig neu definieren. Statt das Smartphone aus der Tasche zu holen, würden wir künftig einfach eine Brille tragen ohne das Gefühl, sich lächerlich zu machen.
So wie der Game Boy vor 35 Jahren den Grundstein für mobiles Gaming legte, könnten XR-Technologien und smarte Brillen die nächste Revolution einleiten. Vom grauen Klotz mit Tetris bis hin zu unsichtbaren Displays, die sich über unsere Welt legen, zieht sich eine klare Linie: Wir spielen gerne mobil, weil uns das Freiheit gibt. Und diese Geschichte ist längst noch nicht zu Ende.
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