In diesem Vergleich sehen wir uns nicht die systemspezifischen Werte an, sondern gehen vertieft auf spezielle Merkmale der Geräte ein, die im täglichen Gebrauch auffallen. Es gibt dabei kein finales Urteil über die im Grunde nicht vergleichbaren Produkte, sondern es soll helfen, sich für das richtige Produkt für seine persönlichen Bedürfnisse und Einsatzzweck zu entscheiden. Die Meta Quest Pro wird allerdings nicht weiter produziert, so wird auf mittelfristige Sicht — Stand heute — der Kauf einer Quest 3 die derzeit einzige Option bleiben, wenn man sich für ein Gerät aus dem Hause Meta entscheidet.
Wesentliche technische Eckdaten
Meta Quest Pro
Auflösung: 1.800 × 1.920 | 1.058 PPI | 22 PPD pro Auge / Pancake / 90Hz / FOV:106° /sRGB 129%
Passthrough: 1MP
Chip: Snapdragon XR2+ Gen1
RAM: 12GB
Speicher: 256GB
Preis (November 2023) ~ 1.200 €
Meta Quest 3
Auflösung: 2.064 x 2.208 | 1.218 PPI | 25 PPD Pro Auge / Pancake / 72Hz/80Hz/90Hz/120Hz / FOV:110° / sRGB 100%
Passthrough: 4MP
Chip: Snapdragon XR2 Gen2
RAM: 8GB
Speicher: 128 GB / 512 GB
Preis (November 2023) ~ 550 € (128 GB) ~ 700 € (512 GB)
Haptik
Die Quest Pro ist insgesamt vom Aufbau her (Headset und Controller) wertiger gestaltet. Das Plastik selbst wirkt bei der Quest Pro stabiler und fester. Knarzendes Geräusch am Griff des Controllers wie bei der Quest 3 gibt es nicht.
Ergonomie
Der Aufbau beider Geräte unterscheidet sich in vielen Bereichen. Der Akku ist bei der Quest 3 frontal, bei der Pro am Hinterkopf untergebracht. Dadurch verteilt sich das Gewicht grundlegend. Während das Standard Strap der Quest 3 einen Zug auf das komplette Gesichtsfeld ausübt, kann die Stirnauflage der Quest Pro nach einer gewissen Tragezeit durch den Auflagedruck auf die Stirn einen Schmerz auslösen. Insgesamt hängt der Tragekomfort stark von der eigenen Anatomie ab. Da die Quest Pro kein alternatives Headstrap zulässt, sind Modifikationen kaum möglich. Hier bietet die Quest 3 mehr Ansätze, den Tragekomfort zu verbessern und eine individuelle Lösung für die eigene Anatomie zu finden.
Controller
Neben der Haptik sind es zwei wesentliche Merkmale, die beide Controllertypen unterscheidet:
- Die Touch Pro Controller der Meta Quest Pro laufen mit eingebauten Akkus, die der Quest 3 besitzen ein Batteriefach. Es gibt aber für die Q3 die Möglichkeit, Akkus mit Ladekontakte für eine Ladestation zu verbauen.
- Das Tracking wird bei den Controllern der Quest Pro über eingebaute Kameras vollzogen. Hat den Vorteil der Q3 gegenüber, dass auch die Hände außerhalb des Sichtfeldes des Headsets getrackt werden können. Nachteil der Technik ist, dass die Daumen und Zeigefinger nicht immer präzise getrackt werden, da dies nicht über Microschalter passiert, wie bei den Controllern der Quest 3. Ergebnis ist zuweilen, dass der “Thumbs Up” oftmals erst nach einer kurzen Wartezeit funktioniert, oder ein Neustart des Controllers der Quest Pro notwendig ist.
Bildeindruck
Die Quest 3 hat sicherlich durch die höhere Auflösung und höhere Pixeldichte ein schöneres und etwas schärferes Schriftbild. Das bringt Vorteile gerade im Bereich des Arbeitens. Aber dennoch zeigt die Quest Pro ein klareres und farblich ausgewogeneres Gesamtbild. Während die Quest 3 einen leichten Gelbstich aufweist (gerade bei weißen Flächen schön zu sehen) schafft die Pro durch das “Local Dimming” auch schwarze Flächen schön dunkel darzustellen und hebt damit auch den Kontrast im Farbspektrum. Ebenso strahlt die Quest 3 etwas seitlich in das Bild mit hellen Lichthöfen ein, ein Problem, dass die Quest Pro anfänglich auch hatte, und durch das Local Dimming kompensieren konnte. Local Dimming soll bei der Quest 3 nicht möglich sein. Interessanterweise könnte die Quest 3 ein besseres Arbeitsgerät sein, die Quest Pro sich mehr für das VR Gaming eignen.
Passthrough
Hier punktet ganz klar die Quest 3. Eine höhere Auflösung bewirkt, dass man sogar sein Smartphone im Passthrough ablesen kann. Das gleiche gilt für eine Tastatur. Auch hier kann man direkt eine Tastatur betrachten um mit einem virtuellen Bildschirm (Horizon Workrooms z.B.) zusammen zu arbeiten. Das spricht ebenso für ein besseres Arbeitsgerät. Allerdings empfiehlt es sich wegen der höheren Auflösung, das Gerät nicht im personendatenkritischen Bereich einzusetzen, da durchaus durch die Kameras Texte an einem Monitor erfasst werden könnten.
Immersionsstufen / Mixed Reality
Hier verfolgen beide Geräte unterschiedliche Ansätze und haben jeweils Vor- und Nachteile. Die Quest 3 ist auf jeden Fall das bessere Mixed Reality Headset. Durch den Lidar Sensor kann echte Raumtiefe erfasst werden und damit digitale Objekte realistisch in den Raum platziert werden. Auch realistische Kulissenstellung ist damit möglich. Virtuelle Gegenstände können von realen überlagert werden. Da der Quest Pro dieses Bauteil fehlt, behilft sie sich über zwei Kameras um einen räumlichen Eindruck zu schaffen. Dennoch bleibt sie dadurch im Bereich Mixed Reality limitiert und kann keine Oberflächenscans nutzen. Dafür verschafft sie durch ihr offenes Design die Möglichkeit, einen Teil Realität seitlich mit in das digitale Geschehen einzubeziehen. Der Arm des Nutzers setzt sich nahtlos real am Rand des Sichtfeldes fort. Beide Brillen bieten einen “full immersive Mode” an (100% Virtual Reality). Die Quest 3 nativ durch ihre Standard Gesichtsmaske, bei der Quest Pro muss noch eine Gesichtsmaske hinzugekauft werden.
Akkulaufzeit
Die Quest 3 braucht wegen Ihrer Leistungsdaten auch entsprechend Energie. Die Laufzeit ist etwas kürzer im Test mit unterschiedlichen Social VR Anwendungen. Hier empfiehlt es sich, einen alternatives Headstrap mit einem Zusatzakku zu verwenden.
Face- und Eyetracking
Diese Technologie hat es aus Kostengründen nicht in die Quest 3 geschafft. Virtuelle Mimik und Emotionen bleibt somit der Quest Pro vorbehalten und macht dieses zu einem besseren Social VR Gerät, sollte eine Social VR Anwendung dies auch unterstützen. Eyetracking wurde bislang nur von wenigen Anwendungen implementiert (z.B. Red Matter bzgl. Foveated Rendering) und dürfte damit auch ein Grund sein, weshalb bei einer Quest 3 als erschwingliches Consumer-Product auf diese Technik verzichtet wurde. Dennoch macht das Feature den Avatar lebendiger und kann in einigen Anwendungsbereichen durchaus von Nutzen sein.
Fazit
Wie angekündigt, wird keine Empfehlung für eines der beiden Geräte ausgesprochen, da beide ihre Stärken und Keyfeatures haben. Somit obliegt es den Nutzer, für welche Einsatzzwecke das einzelne Gerät für ihn besser geeignet ist.
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